Sport

„Ich entscheide, welchen Sport ich ausprobiere – nicht die Krankheit“: Für Sandra und Nils gehört trotz HAE Sport einfach zum Leben dazu. Sie meinen: „Probiert euch aus und seid vorsichtig, aber nicht ängstlich!“

Für viele Menschen ist es ganz selbstverständlich, Sport zu treiben. Gerade für junge Menschen ist Sport ein wichtiges Hobby, durch das Freundschaften entstehen können. Doch wie ist das bei HAE? Menschen mit HAE vermeiden möglicherweise körperliche Anstrengungen – aus Angst vor Schwellungsattacken. Allerdings lässt sich keine generelle Voraussage treffen, ob und welcher Sport zu Schwellungsattacken führt oder nicht. HAE-Patienten, die Sport treiben, finden meist schnell heraus, wo ihre Grenzen liegen und worauf sie achten müssen.

Nils: Beim Fußball den Kopf freibekommen

Nils ist 20 Jahre alt, mit 16 trat bei ihm zum ersten Mal ein Ödem auf. In seiner Freizeit ist Nils seit langem sportlich aktiv:  Mit seinen Freunden hat er eine Fußball-Freizeitmannschaft gegründet. Nils empfindet Sport als Stressabbau: Er liebt es, einfach mal den Kopf freizubekommen und den Alltag hinter sich zu lassen. „Da ich Torhüter bin, liegt mein Medikament in Reichweite hinter dem Tor. Bisher habe ich allerdings während des Sports noch keine Schwellungsattacken gehabt. Früher war meine Mutter oft dabei, um mir im Notfall das Medikament injizieren zu können. Aber inzwischen habe ich das auch selbst gelernt. Das macht wirklich einen großen Unterschied, man ist viel selbstständiger.“

Sandra: Hat schon viele Sportarten getestet

Bei Sandra (30 Jahre) wurde HAE bereits im Alter von zweieinhalb Jahren diagnostiziert. Sie treibt seit ihrer Kindheit aktiv Sport und ließ sich durch ihre Erkrankung nie in der Wahl der Sportart einschränken. Sandra ist überzeugt, dass Sport für sie mehr positive als negative Seiten aufweist. Besonders leidenschaftlich spielt sie seit 15 Jahren Eishockey. „Bisher hatte ich nie Probleme. Wenn ich merke, dass eine Schwellung kommt, spritze ich mich in der Pause und merke dann schon während des weiteren Spielverlaufs, wie es besser wird. Ich mag viele verschiedene Sportarten und liebe es, alles einmal zu testen. Ich habe bisher Leichtathletik, Volleyball, Karate, Inline-Hockey, Tennis, Judo und Kick-Boxen ausprobiert. Früher habe ich mich sogar als Rettungsschwimmerin bei der DLRG engagiert.“

Mut zum Sport

„Insgesamt finde ich“, sagt Nils, „dass sich der Sport auf mich überwiegend positiv auswirkt, HAE hin oder her. Probieren geht über Studieren und man merkt, ob einem der Sport gut tut.“ „Ich mache den Sport, der mir Spaß macht. Und was mir guttut, kann für meinen Körper auch kaum schädlich sein“, meint Sandra. „Ich weiß, auf was ich achten muss und dass es wichtig ist, auf Anzeichen einer Attacke schnell zu reagieren. Trotzdem bin ich diejenige, die bestimmt, was ich machen möchte, und nicht die Krankheit.“ Das Fazit von Sandra und Nils: „Wir denken, dass man trotz HAE Sport treiben kann und immer für sich selbst entscheiden sollte, was sich gut anfühlt."

Das raten Sandra und Nils

Die Erfahrungen von Sandra und Nils sind natürlich individuell und nicht auf jeden HAE-Patienten übertragbar. Die folgenden Tipps der beiden können anderen aber vielleicht helfen, einen passenden Sport zu finden und Spaß daran zu haben.

  • Mit dem behandelnden Arzt über die gewünschte Sportart sprechen.
  • Eine Sportart auswählen, die zu einem selbst und der eigenen Belastbarkeit passt.
  • Auf den eigenen Körper hören und seine Grenzen kennenlernen.
  • Diese Grenzen dann akzeptieren.
  • Trainer und Teammitglieder über die Erkrankung informieren.
  • Den HAE-Notfallausweis anfordern, wenn man ihn noch nicht hat.
  • Lernen, sich selbst das HAE-Medikament zu verabreichen.
  • HAE-Medikamente immer mit sich führen und in Reichweite haben.

 

Reisen

Menschen mit HAE sollten sich nicht unnötig Grenzen setzen: Auch HAE und Reisen lassen sich meist gut miteinander vereinbaren.

Risiken

Bestimmte Risiken sollten Menschen mit HAE kennen und meiden: Um so unbeschwert wie möglich mit der Erkrankung leben zu können.